Sexuelle Vielfalt und Coming-out. Ein Ratgeber für Jugendliche
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Du warst längere Zeit nicht aktiv. Zu deiner eigenen Sicherheit beenden wir deshalb in Kürze die Sitzung. AbmeldenManche Menschen fühlen sich zu anderen Geschlechtern hingezogen, manche zum Eigenen, für manche sind gleich mehrere Geschlechter attraktiv und für manche gar keins. Das war immer schon so – zu allen Zeiten und in allen Kulturen. Und auch heute ist das nicht anders: Sexualität ist vielfältig und gerade wenn es um das eigene Liebesleben geht, zählen deine ganz individuellen Empfindungen und Wünsche – ganz gleich, welche sexuelle Orientierung du hast, also ob du zum Beispiel lesbisch oder schwul, asexuell, bi- oder pansexuell oder heterosexuell bist.
In Sachen Sex tickt jeder Mensch anders. Und dabei geht es nicht nur darum, was du gerne magst, sondern auch darum, wen du magst. Oft – aber nicht immer – spielt das Geschlecht des Gegenübers dabei eine besondere Rolle. Und genau diese Rolle wird mit dem Begriff der sexuellen Orientierung erfasst – die sexuelle Orientierung beschreibt, auf welches Geschlecht oder auf welche Geschlechter man steht, ob man sich zum Beispiel zu Frauen, zu Männern, zu mehreren, zu allen oder auch zu keinem Geschlecht hingezogen fühlt.
Für die meisten Menschen stellt die sexuelle Orientierung einen zentralen Aspekt ihrer Persönlichkeit, ihrer sexuellen Identität, dar. Sie beschreibt nämlich nicht nur, zu wem man sich hingezogen fühlt – sie umfasst auch das eigene Erleben, individuelle Erfahrungen und persönliche Empfindungen. Außerdem hat die sexuelle Orientierung auch für außenstehende Menschen eine Bedeutung: Mit ihr kommen Annahmen und Hoffnungen, Wertvorstellungen und unter Umständen sogar Vorurteile auf. Deshalb besitzt die sexuelle Orientierung immer auch eine zwischenmenschliche, gesellschaftliche Seite – selbst wenn sie eigentlich nur auf dem persönlichen Empfinden beruht.
So vielfältig Gefühle sein können, so vielfältig sind auch die Begriffe, mit denen Menschen ihre sexuelle Orientierung beschreiben. Hier eine kleine Auswahl:
Und das sind nur die gängigsten Begriffe, um sexuelle Orientierungen zu beschreiben, denn: Die sexuelle Orientierung ist so individuell wie jeder Mensch selbst. Und deshalb gibt es etwa auch Menschen, die sich gar nicht einordnen möchten und jegliches »Etikett« für sich ablehnen. Auch das ist völlig in Ordnung!
Schwul, lesbisch, bi, hetero, queer, pan, poly, asexuell... In Sachen sexueller Orientierung gibt es eine Vielzahl an Begriffen, die ganz unterschiedliche sexuelle Orientierungen beschreiben. Und das hat einen guten Grund, denn die Vielfalt sexueller Empfindungen und Wünsche lässt sich nur schwer in Worte fassen. Und auch wenn man typischerweise zwischen Heterosexualität, Homosexualität und Bisexualität unterscheidet, gibt es unzählige Varianten: Einige Menschen bezeichnen sich etwa als nicht ausschließlich hetero- oder homosexuell und zeigen damit, dass es für sie auch bei der sexuellen Orientierung viele Möglichkeiten gibt. Andere bezeichnen sich beispielsweise als pansexuell und drücken damit aus, dass sie sich in Menschen und nicht in ein bestimmtes Geschlecht verlieben. Und wieder andere entscheiden sich sogar gänzlich gegen die Zuschreibung einer sexuellen Orientierung und möchten sich in keinerlei Kategorie einordnen lassen.
Übrigens: Manchmal wird der Begriff »Sexuelle Vielfalt« auch so verwendet, dass er nicht nur sexuelle Orientierungen meint, sondern auch andere Vorlieben in Sachen Sexualität, etwa die Vielfalt unterschiedlicher Sexualpraktiken. Und es gibt auch Menschen, die zwischen der sexuellen und romantischen Orientierung unterscheiden; dann spielen zum Beispiel Begriffe wie aromantisch, also wenn man keine romantische Anziehung zu anderen Personen empfindet, aber vielleicht sexuelle Anziehung schon, oder demiromantisch, also wenn sich romantische Anziehung erst dann entwickelt, wenn man bereits eine vertrauensvolle Beziehung zu einer anderen Person hat, eine Rolle.
Nicht jeder Mensch, der Erfahrungen mit einem anderen Geschlecht hatte, muss heterosexuell sein. Und auch nicht jeder Mensch, der Erfahrungen mit dem eigenen Geschlecht macht, muss etwa lesbisch oder schwul sein. Denn die sexuelle Orientierung umfasst mehr als nur Sex. Außerdem kann sich im Laufe der Zeit durchaus ändern, wen man attraktiv findet und ob man überhaupt auf ein bestimmtes Geschlecht steht.
Wenn du dir über deine sexuelle Orientierung unsicher bist oder vielleicht auch einfach nur neugierig, ist das kein Grund, dich zu schämen oder dir Vorwürfe zu machen. Menschen haben eben verschiedene Wünsche und Bedürfnisse, die sich mit der Zeit auch ändern können. Nur von außen lässt sich die sexuelle Orientierung nicht beeinflussen - Pseudotherapien, die das versuchen, sogenannte Konversionsbehandlungen, wirken nicht und haben schädliche Effekte.
»Ich verliebe mich in einen Charakter – nicht in ein Geschlecht. Und ich hab auch wenig Lust, mich da festzulegen. In meinem Leben kann alles passieren und gerade das macht es irgendwie auch so spannend für mich.«
Milan, 20 Jahre
Gerade Jugendliche fragen sich häufig, ob sie zum Beispiel »wirklich schwul« oder »wirklich asexuell« sind. Dahinter steckt oft der Gedanke, dass man mit einem klaren »Label« weiß, wer man ist und was daraus folgt. Mitunter kommt diese Frage aber auch dadurch auf, dass die sexuelle Orientierung von anderen angezweifelt wird.
Doch so oder so – diese Frage nach dem richtigen Begriff ist gar nicht das Wichtigste. Denn viel wichtiger ist es, sich so anzunehmen, wie man ist – ob mit einem klaren Begriff oder nicht. Außerdem lässt sich die Frage, ob man zum Beispiel »wirklich schwul« oder »wirklich asexuell« ist, gar nicht eindeutig beantworten – es gibt keine Checkliste, die dir sagt, wer du bist. Denn es geht erstmal nur um dich und um deine eigenen Bedürfnisse, um das, was sich für dich richtig und gut anfühlt.
Bei der sexuellen Orientierung geht es nicht nur darum, mit wem du schläfst. Dennoch hat auch Sex eine wichtige Bedeutung, denn er gehört für viele Menschen zu den schönen und aufregenden Dingen im Leben. Und ganz gleich, zwischen welchen Geschlechtern er stattfindet – Sex kann leidenschaftlich oder romantisch, wild oder zärtlich, gefühlvoll oder abenteuerlich sein. Hier kommt es ganz auf deine eigenen Wünsche an.
Geschlecht ist vielfältig. Und die sexuelle Orientierung ist es auch. Trotzdem handelt es sich dabei um unterschiedliche Dinge: Während sich die sexuelle Orientierung auf das Geschlecht der Personen bezieht, zu denen sich ein Mensch hingezogen fühlt, so geht es bei der Geschlechtsidentität um die Frage, ob sich ein Mensch selbst mit dem ihm zugewiesenen Geschlecht identifiziert, ob es ihn passend und ausreichend beschreibt. Nicht-binäre*, trans* und inter* Menschen können deshalb genauso homo-, bi-, pan-, a- oder heterosexuell sein, wie cis* Menschen. Die Geschlechtsidentität sagt nichts über die sexuelle Orientierung aus.
Ganz egal, zu welchem Geschlecht oder zu welchen Geschlechtern du dich hingezogen fühlst – das Thema Safer Sex geht alle an. Und auch, wenn einige sexuell übertragbare Infektionen (
Unter Normalität verstehen einige Menschen so zu sein, wie es die Mehrheit ist. Doch das ist bei genauerem Hinsehen schwierig: Zum Beispiel sind Linkshänder*innen rein zahlenmäßig eine Minderheit – und trotzdem völlig normal. Genauso ist Heterosexualität vermutlich die häufigste sexuelle Orientierung, aber andere sexuelle Orientierungen, wie Homo- oder Bisexualität, gehören aber ebenfalls zur gesellschaftlichen Realität und Normalität dazu.
Dass aber gerade Homosexualität oft als »anders« wahrgenommen wird, hat viel mit sozialen Normen zu tun. Sie bestimmen, was wir für normal und was wir für anders halten. Und zum Glück ändern sich diese Normen auch! Während Homosexualität zum Beispiel lange Zeit als Krankheit oder als Verbrechen galt, ist das heute nicht mehr der Fall. So steht beispielsweise die Ehe jedem Paar in Deutschland offen – ganz unabhängig von der sexuellen Orientierung. Außerdem sind sogenannte Konversionsbehandlungen in Deutschland mittlerweile in sehr vielen Fällen verboten. Und fast unsere ganze Gesellschaft stimmt darin überein, dass kein Mensch nur aufgrund der sexuellen Orientierung besser oder schlechter, mehr oder weniger wert ist.
Rechtlich bist du vor Diskriminierung geschützt – ganz klar! Wenn du also selbst Anfeindungen wegen deiner sexuellen Orientierung erfährst oder mitbekommst, dass Menschen in deinem Umfeld diskriminiert werden, dann hol dir Unterstützung! Von Personen, denen du vertraust, von deiner Familie, deinen Freund*innen oder auch von einer professionellen Beratungsstelle. Und auch die Telefon- und Onlineberatung von LIEBESLEBEN kann dir hier weiterhelfen.