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Coming-out – Wie gehe ich gut auf mein Kind ein?

»Meine Tochter hat sich in ein Mädchen verliebt und ich bin überfordert.« »Mein Sohn hat sich geoutet und jetzt weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll.« »Mein Kind fühlt sich nicht wohl in seinem Geschlecht und ich weiß nicht, was ich nun tun kann.« Ein Coming-out kann herausfordernd sein – für Ihr Kind, aber auch für Sie als Eltern. Was Sie dabei erwartet und wie Sie reagieren können, erfahren Sie hier.

Wenn wir den Begriff »Eltern« verwenden, sind alle angesprochen, die Erziehungsverantwortung übernehmen – zum Beispiel auch alleinerziehende Mütter und Väter, Patchwork-Eltern, Adoptiv- oder Pflegeeltern, Regenbogenfamilien, Großeltern, Tanten und Onkel und auch ältere Geschwister.

Worum geht es beim Coming-out?

Ein Coming-out ist immer ein Prozess, der klassischerweise zwei Schritte umfasst. Dabei geht es zum einen darum, sich der eigenen sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität bewusst zu werden. Zum anderen heißt es, mit dieser Erkenntnis nach außen zu gehen, sich zum Beispiel an die Familie oder an Freund*innen zu wenden.

Der Begriff des inneren Coming-outs bezeichnet dabei den Prozess der persönlichen Auseinandersetzung und Bewusstwerdung. Das kann sehr schnell gehen oder auch mehrere Jahre dauern und ist individuell sehr verschieden. Am Ende dieses Prozesses entsteht ein Bild davon, zu welchem Geschlecht oder auch zu welchen Geschlechtern dieser Mensch sich hingezogen fühlt und auch wie man sich selbst in Sachen Geschlechtsidentität versteht. Das innere Coming-out durchläuft Ihr Kind in der Regel in der Pubertät. Gerade die Frage nach der Geschlechtszugehörigkeit kann sich aber auch schon in frühen Kinderjahren zeigen.

Ein Junge schaut an dessen Mutter vorbei, die ihn von der Seite anlächelt.

Beim äußeren Coming-out informiert man andere Menschen über die sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität. Das heißt: Ihr Kind vertraut sich Ihnen an. Einige Menschen gehen sehr offen mit ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität um. Andere »outen« sich nur in bestimmten Lebensbereichen. Und wieder andere verzichten ganz auf ein äußeres Coming-out. Manchmal werden Menschen allerdings auch unfreiwillig von anderen geoutet. Das bezeichnet man als Outing oder Fremd-Outing und es stellt eine unzulässige Überschreitung der Privatsphäre dar.

Sich zu outen, betrifft vor allem homo- und bisexuelle, pan- und asexuelle sowie trans* oder nicht-binäre* Menschen. Aber auch inter* Personen outen sich zum Beispiel. Und auch heterosexuelle und cis* Jugendliche werden sich irgendwann ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität bewusst. Aber da ihre Bewusstwerdung der allgemeinen Erwartung entspricht, müssen sie sich meistens nicht erklären oder eben outen. Denn Heterosexualität und Cis*-Sein wird oft als selbstverständlich, als der »Normalfall« angesehen. Menschen, die sich (auch) zu Personen des eigenen Geschlechts hingezogen fühlen oder ihr Geschlecht anders empfinden als von außen angenommen, müssen sich daher in vielen Situationen entscheiden: Stellen sie diese – für sie nichtzutreffende – Annahme richtig oder nicht? Deshalb ist gerade das äußere Coming-out oft kein einmaliges Ereignis, sondern eine lebenslange Herausforderung.

Tipps: So können Sie auf das Coming-out Ihres Kindes reagieren

Ihr Kind hat sich ein Herz gefasst und sucht das Gespräch mit Ihnen. Vielleicht können Sie sich schon denken, worum es geht. Oder Sie haben bemerkt, dass etwas Ihr Kind beschäftigt. Hier sind ein paar Tipps, wie Sie wertschätzend auf das Coming-out Ihres Kindes eingehen können:

  • »Danke, dass du mir vertraust und mit mir darüber sprichst. Das bedeutet mir sehr viel.«
  • »Ich bin stolz auf dich, dass du den Mut aufbringst. Ich hoffe, es ist eine Erleichterung für dich, dass du es mir erzählt hast.«
  • »Sag mir Bescheid, wenn ich dich unterstützen kann. Ich bin immer für dich da.«
  • »Ich hoffe, du weißt das bereits: Ich mag dich, so wie du bist, und das ändert daran überhaupt nichts.«

Vielleicht denken Sie, dass diese vorgeschlagenen Sätze selbstverständlich sind. Oder Sie glauben, dass es keine Rolle spielen sollte, welche sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität Ihr Kind hat. Leider denken nicht alle Menschen so. Wer zur queeren Community gehört, erfährt noch immer Diskriminierung und Ablehnung. Zudem kann die Akzeptanz der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität für Ihr Kind, für seine Persönlichkeit und für sein Selbstwertgefühl viel bedeuten. Ihr Kind möchte von Ihnen geliebt, verstanden und wertgeschätzt werden, so wie es ist. Wenn Sie ihm das sagen, stärken Sie es für seinen weiteren Weg.

Mein Kind hat sich »geoutet« – was nun?

»Ich bin lesbisch«, »Ich glaube, ich bin pansexuell«, »Ich bin kein Junge, ich bin ein Mädchen!« oder »Beim Geschlecht fühle ich mich irgendwo dazwischen.«. Wenn Sie es noch nicht geahnt haben, können Aussagen wie diese von Ihrem Kind Sie überraschen. Nehmen Sie sich Zeit, lassen Sie es auf sich wirken und hören Sie Ihrem Kind zu. Ein Coming-out kann viel Überwindung kosten. Wahrscheinlich hat sich Ihr Kind schon länger mit seiner sexuellen Orientierung oder seiner Geschlechtsidentität beschäftigt. Es ist nicht selten, dass zwischen dem inneren und dem äußeren Coming-out mehrere Jahre vergehen. Nun hat es sich ein Herz gefasst. Es ist ein gutes Zeichen, dass Ihr Kind sich Ihnen mitteilt und anvertraut – nehmen Sie es an.

Wie gehe ich mit einer Geschlechtsveränderung bei meinem inter* Kind um?

Früher wurde auch inter* Kindern nach der Geburt ein festes Geschlecht zugewiesen. Zudem führten Ärzt*innen dementsprechende geschlechtszuweisende Maßnahmen durch, – ohne, dass sie medizinisch erforderlich gewesen wären. Das hat lebenslange körperliche und psychische Folgen. Oft müssen Betroffene zum Beispiel ihr Leben lang Medikamente einnehmen. Und die Richtung, in die sich das inter* Kind entwickelt, ist bei der Geburt noch nicht absehbar. So können nicht zurückholbare Eingriffe ein Geschlecht bestimmt haben, dem sich das Kind nicht zugehörig fühlt.

Das ist seit 2021 anders – denn bevor geschlechtsverändernde Maßnahmen vorgenommen werden, muss das inter* Kind diesen  zustimmen. Als Eltern haben Sie die Aufgabe, Ihr inter* Kind zu einer selbstbestimmten Entscheidung zu befähigen. Lassen Sie Ihr Kind sich entwickeln und reden Sie offen mit ihm darüber, was es sich für seine Identität und seinen Körper wünscht. Bleiben Sie dabei besonnen. Sie müssen keine vorschnellen Entscheidungen treffen. Die letzte Entscheidung liegt immer bei Ihrem Kind – diese sollten Sie akzeptieren. Setzen Sie sich für einen respektvollen Umgang mit Ihrem inter* Kind auch im medizinischen Umfeld ein.

Auch für Eltern beginnt nun ein Prozess

Müssen Sie sich mit dem Gedanken erst anfreunden, dass sich Ihr Kind (auch) zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt? Oder dass es sich mit einem anderen Geschlecht identifiziert, als Sie bisher angenommen haben? Dann geht es Ihnen so wie vielen anderen Eltern. Nur wenige reagieren mit völliger Ablehnung. Aber nicht alle können das auch sofort annehmen und akzeptieren. Am häufigsten liegen die Reaktionen irgendwo dazwischen. In dieser Situation sind verschiedene, auch widersprüchliche Gefühle daher verständlich. Es hilft jedoch, sich selbst klarzumachen: Ihr Kind hat sich durch sein Coming-out nicht verändert. Es ist und bleibt weiterhin Ihr Kind, das Sie liebt und das auch weiterhin von Ihnen geliebt werden möchte.

Versuchen Sie zu erkennen, was sich für Sie durch das Coming-out Ihres Kindes geändert hat. Eltern haben oft Vorstellungen und Wünsche über die Zukunft ihrer Kinder. Diese werden nun vielleicht infrage gestellt. Betrachten Sie, welche Gefühle bei Ihnen da sind und wie sie sich verändert haben. Hier kann auch ein offenes Gespräch mit Ihrem Kind oder auch mit anderen Ihnen nahestehenden Personen helfen. Achten Sie aber auf die persönlichen Grenzen Ihres Kindes, – ihm wird sicher wichtig sein, selbst entscheiden zu können, wer von seiner sexuellen Orientierung oder seiner Geschlechtsidentität erfahren soll und wer nicht. Und im Zweifel können Sie auch durch professionelle Hilfe unterstützt werden, um sich bei Ihren eigenen Gefühlen und Gedanken Klarheit zu verschaffen.

Auch das Umfeld Ihres Kindes hat Vorstellungen und Erwartungen. Oft sind sie stark von einem heteronormativen Weltbild geprägt. Damit ist die Annahme gemeint, dass Heterosexualität und Cis*-Geschlechtlichkeit die Norm bilden. Hier sind Sie doppelt gefordert. Denn Sie müssen versuchen, Ihr Kind glaubhaft gegen die Skepsis und manchmal sogar gegen das Unverständnis anderer zu schützen. Und zugleich hadern Sie vielleicht auch selbst noch mit dem Coming-out Ihres Kindes. Wenn Sie Zeit brauchen, um sich mit der neuen Situation auseinanderzusetzen, sprechen Sie mit Ihrem Kind offen darüber. Es wird Sie wahrscheinlich verstehen können. Und es wird Ihnen sicher auch Fragen beantworten. Vorausgesetzt, Sie zeigen echtes Interesse und Offenheit. Wenn Ihr Kind dazu nicht bereit ist, sollten Sie das respektieren und Informationsangebote nutzen oder sich an eine Beratungsstelle wenden. Auch die Beratung von LIEBESLEBEN unterstützt Sie gerne.

Das Bild zeigt zwei Eltern die in der Küche stehen und miteinander diskutieren.

Sie sind verunsichert oder machen sich Sorgen wegen des Coming-outs?

Das ist in Ordnung und kommt oft vor! Geben Sie sich Zeit, das Coming-out zu verarbeiten und informieren Sie sich, was die sexuelle Orientierung oder die Geschlechtsidentität Ihres Kindes bedeutet. Interessieren Sie sich für Ihr Kind und wie es sich und sein Umfeld erlebt. Seien Sie offen und fragen Sie nach, was Ihr Kind von Ihnen braucht. Respektieren Sie die Wünsche Ihres Kindes, wenn es etwa mit anderen Pronomen beschrieben und auch mit einem anderen Namen angesprochen werden möchte. Je mehr Sie diese nutzen, desto schneller werden Sie sie ganz automatisch verwenden. Wenn Ihr Kind so mutig ist, für sich einzustehen und sich zu zeigen, sollten Sie es auch sein und es dabei unterstützen

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