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Diskriminierung und sexuelle Orientierung

Vielleicht klingt es für dich selbstverständlich, dass Sexualität und sexuelle Orientierungen vielfältig sind. Leider gibt es aber immer noch Bereiche, in denen das nicht akzeptiert und in Frage gestellt wird. Manche Voruteile rund um sexuelle Orientierungen halten hartnäckig. Und es gibt Menschen, die sich bisher kaum mit diesen Themen beschäftigt haben und einfach davon ausgehen, dass alle so sind wie sie selbst. Deshalb braucht es nach wie vor großes Engagement und Zusammenhalt – ganz egal, ob und auf welches Geschlecht oder auf welche Geschlechter du selbst stehst.

Ein Mann sitzt nachdenklich am Bettrand.

Wie ist die Situation in Deutschland?

In Deutschland gibt es Gesetze, die Schwule, Lesben, Pan-, Bi- und Asexuelle vor Diskriminierung schützen. Zum Beispiel das »Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz« (AGG), das 2006 in Deutschland in Kraft getreten ist und Benachteiligung aufgrund von Herkunft, Religion, Geschlecht oder auch aufgrund der sexuellen Orientierung verbietet. Auch die Ehe steht in Deutschland allen Paaren offen. Und mittlerweile sind auch sogenannte Konversionsbehandlungen in Deutschland in vielen Fällen, etwa bei Jugendlichen, verboten; sie beabsichtigen – unnötigerweise – die sexuelle Orientierung zu ändern oder zu unterdrücken und haben dabei sehr schädliche Wirkungen.

Homo- und Biphobie

Mit Homo- und Biphobie beschreibt man keine Angst, sondern eine ablehnende und feindliche Haltung gegenüber Menschen, die sich (auch) zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen. Ein Großteil schwuler, lesbischer, pan- und bisexueller Menschen musste schon Erfahrung damit machen. Das reicht von Beschimpfungen und Pöbeleien bis hin zu körperlichen Übergriffen, gezielten Überfällen und sexueller Nötigung.
Wenn du solche negativen Erfahrungen machst, musst du Wege finden, sie zu verarbeiten. Dazu ist es wichtig, dass du dich nicht allein gelassen fühlst, sondern andere Menschen hast, denen du dich anvertrauen kannst. Neben der Familie und dem Freundeskreis können hier auch professionelle Beratungsstellen eine Unterstützung sein. Und auch die Telefon- und Onlineberatung von LIEBESLEBEN kann dir hier weiterhelfen.

Doch auch wenn es bei uns einen umfassenden rechtlichen Schutz vor Diskriminierung und Gewalt gibt – rund die Hälfte der homo- und bisexuellen Menschen in Deutschland geben etwa an, sich aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert zu fühlen. Und Untersuchungen zeigen, dass  Menschen auch in Deutschland Opfer von Straftaten aufgrund ihrer sexuellen Orientierung werden. Allein im Jahr 2020 wurden über 500 dieser Straftaten angezeigt. Und dabei ist die Dunkelziffer, also die Zahl der Verbrechen, die nicht angezeigt wurden, wahrscheinlich deutlich höher.

In Sachen Einstellungen ist Deutschland vergleichsweise offen. Nur noch rund 10 Prozent der Bevölkerung sehen Homosexualität etwa als unmoralisch an. Allerdings empfindet es über ein Viertel der Bevölkerung als unangenehm, wenn ein lesbisches Paar in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten austauscht, bei einem schwulen Paar ist es sogar über ein Drittel. Zum Vergleich: Nur 10 Prozent finden das bei einem heterosexuellen Paar unangenehm.

Dennoch: Deutschland gehört zu einem der tolerantesten Länder. Und wir können alle etwas dazu etwas beitragen, indem wir Vorurteile rund um sexuelle Orientierungen hinterfragen, uns informieren und uns auch im Alltag solidarisch zeigen.

Der Christopher-Street-Day

Vielleicht kennst du sie auch – die Paraden zum Christopher-Street-Day. Seit den 1970er Jahren wird bei den weltweiten Veranstaltungen für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und anderen sexuellen Minderheiten demonstriert und das bisher Erreichte gefeiert. In vielen größeren Städten in Deutschland finden in den Sommermonaten dazu Straßenfeste und Umzüge, Veranstaltungen und Bühnenshows statt. Sie richten sich an alle Menschen, egal welche sexuelle Orientierung man selbst hat.

Und wie ist es weltweit?

Weltweit werden Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung benachteiligt, diskriminiert oder sogar verfolgt – von bürokratischen Hindernissen über Ablehnung im Alltag bis hin zu gewaltsamen Übergriffen. In über 50 Ländern gibt es Gesetze, die sich gegen homo-, pan- und bisexuelle Menschen richten. Und in 6 Länder kann man aufgrund seiner sexuellen Orientierung sogar zum Tode verurteilt werden.

Neben der rechtlichen Situation spielen oft auch gesellschaftliche Vorstellungen eine Rolle: In machen Länder gibt es zum Beispiel keine Gesetze, die Homo-, Pan- oder Bisexualität verbieten, dennoch ist das Thema tabuisiert und wird gesellschaftlich geächtet. Homo-, pan- und bisexuelle Menschen können daher oft nicht in der Öffentlichkeit zu ihrer sexuellen Orientierung stehen und erfahren von ihren Mitmenschen meist Ablehnung.

Vorher kommen eigentlich die Zahlen?

Es gibt verschiedene staatliche und überstaatliche Institutionen, die Einstellungen rund um das Thema sexuelle Orientierung in repräsentativen Umfragen und in Statistiken erfassen, etwa die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) oder die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA). Die International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) veröffentlicht regelmäßig Übersichten zur rechtlichen Situation in verschiedenen Ländern.

Doch auch wenn das vielleicht erschreckend klingt - es gibt auch gute Nachrichten: Die Zahl der Verurteilungen aufgrund von Homo-, Pan- oder Bisexualität ist weltweit zurückgegangen. Und immer mehr Länder gestatten es, dass homosexuelle Paare ihrer Beziehung einen festen rechtlichen Rahmen geben, etwa in Form von Lebenspartnerschaften oder Ehen. Manche Länder setzen sich sogar aktiv dafür ein, dass in anderen Ländern die Rechte von Homo-, Pan- und Bisexuellen gestärkt werden.

Wie kann ich mich gegen Diskriminierung stark machen?

Diskriminierung kann ganz unterschiedliche Formen haben und ist in unserer Gesellschaft leider immer noch verbreitet, auch im Alltäglichen. Du kannst aber lernen, Diskriminierungen zu erkennen und ihnen zu begegnen. Je mehr du dich mit dem Thema beschäftigst, desto leichter wird es dir fallen, für dich und andere Menschen einzustehen. Und das ist wichtig, weil Diskriminierung krank machen und schwerwiegende Folgen haben kann.

LIEBESLEBEN hat nachgefragt, wie alltäglich Diskriminierung noch ist

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