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STI – aktueller denn je!

Viele Menschen denken, dass sexuell übertragbare Infektionen heute gar nicht mehr vorkommen. Doch das ist ein Irrtum – Syphilis, Chlamydien und Co. nehmen in Deutschland und auch im Rest der Welt seit einiger Zeit sogar wieder zu.

Eine Gruppe junger Menschen sitzt gemeinsam im Park.

Betreffen uns STI überhaupt heute noch?

Bei den heutigen medizinischen Standards könnte man zuerst meinen, dass STI ausgerottet sind und gar nicht mehr vorkommen. Tatsächlich stecken sich allerdings laut Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ungefähr eine Million Menschen mit einer STI an. Und das an jedem Tag!

STI kommen sehr häufig vor – so häufig, dass viele Menschen in ihrem Leben mindestens einmal eine STI bekommen. Allerdings verursachen viele STI keine oder nur sehr leichte Beschwerden, sodass man sie kaum bemerkt. Dann kann man eine STI sogar weitergeben, ohne es zu wissen. Und das Thema STI ist oft auch ein Tabuthema, über das man selbst heute noch nicht immer offen spricht und für das man sich vielleicht auch schämt. Dabei können die Folgen einer STI durchaus drastisch sein: Allein HPV verursacht jährlich etwa eine halbe Million Fälle von Gebärmutterhalskrebs. Deshalb sollte man offen mit dem Thema STI umgehen. Und gerade wenn du bei dir Anzeichen für eine STI bemerkst, musst du dich nicht schämen oder schuldig fühlen! Lass dich behandeln, denn die Folgen einer STI können deine Gesundheit schwer schädigen.

STI früher und heute

Hinweise auf STI gibt es schon im alten Rom oder in der Bibel. Dort – und auch lange Zeit danach – galten STI als »Lustseuche«, als »Gottes Strafe für Sünden«. Früher machte man also den persönlichen Lebensstil oder auch sexuelle Vorlieben für eine Ansteckung verantwortlich. Man war in den Augen der Gesellschaft selbst schuld. Und nur ein Leben ohne »Sünden« galt als sicherer Schutz – selbst wenn das damals schon kaum dem echten Leben entsprach.

Heute haben sich viele Vorstellungen geändert. Trotzdem fällt es immer noch Menschen schwer, über STI offen zu sprechen. Dabei ist Offenheit gerade beim Arztbesuch wichtig. Wenn du bei dir Anzeichen für eine STI bemerkst, musst du dich nicht schämen! Lass dich behandeln, denn die Folgen einer STI können deine Gesundheit schwer schädigen. Und übrigens: Die Behandlung von STI ist heute oft sehr wirkungsvoll und gut verträglich. Während man in der Vergangenheit zum Beispiel durch STI verursachte Ausschläge mit glühenden Eisen ausbrannte oder giftiges Quecksilber benutzte – natürlich ohne Erfolg –, hat man seit rund 100 Jahren in vielen Fällen gute Medikamente; seit den 1950er Jahren ist mit Penicillin etwa das erste Antibiotikum verfügbar, das immer noch bei Syphilis hilft.

Wo kommen STI vor?

Weltweit gibt es mehr als 30 verschiedene STI – viele davon kommen auch in Deutschland vor. Besonders verbreitet sind Chlamydien, mit denen sich 2016 allein 127 Millionen Menschen weltweit angesteckt haben. Aber auch andere STI sind stark verbreitet, etwa Trichomonaden, Gonorrhö (Tripper) oder Syphilis. Mit diesen drei STI haben sich 2016 insgesamt knapp 250 Millionen Menschen neu infiziert. Und dazu kommen auch noch geschätzt 500 Millionen Menschen, die mit Genital-Herpes infiziert sind sowie allein über 300 Millionen Frauen, die eine HPV-Infektion haben.

Auch wenn diese Zahlen auf den ersten Blick vielleicht etwas erschrecken: STI sind gut behandelbar und können oft auch komplett geheilt werden – gerade wenn sie früh erkannt werden. Deshalb solltest du zu einer Ärztin oder einem Arzt gehen, sobald du Anzeichen für eine Infektion bei dir bemerkst.

Leider haben immer noch nicht alle Menschen Zugang zu medizinsicher Versorgung und zu Medikamenten. Aus diesem Grund spielt die Bekämpfung von STI etwa auch in den weltweiten Gesundheitsprogrammen nach wie vor eine wichtige Rolle.

Übrigens: Die WHO veröffentlicht regelmäßig die internationalen Zahlen zur Verbreitung von STI. Und auch das »European Centre for Disease Prevention and Control« (ECDC) liefert regelmäßig Zahlen für Europa.

Heterosexuelles Paar, die Frau schaut optimistisch, der Mann steht dahinter und lächelt sie an.

Und wie ist die Verbreitung von STI in Deutschland?

Auch in Deutschland kommen STI immer häufiger vor. So hat sich hierzulande etwa die Zahl der Syphilis-Fälle in den Jahren von 2009 bis 2019 verdoppelt und seit 2001 sogar vervierfacht. Dabei sind bestimmte Bevölkerungsgruppen besonders stark von einzelnen STI betroffen – zum Beispiel infizieren sich gerade Jugendliche mit Chlamydien und HPV, Trichomonaden kommen vor allem bei heterosexuellen Erwachsenen vor und Syphilis betrifft oft schwule und bisexuelle Männer.

Doch auch wenn einzelne STI bei einigen Gruppen häufiger vorkommen – grundsätzlich kann sich jeder Mensch mit einer STI anstecken. Entscheidend ist dein persönliches Schutzverhalten.

Übringens: Um herauszufinden, wie häufig STI vorkommen, kann man in Deutschland auf verschiedene Daten zurückgreifen. Bei einigen STI, zum Beispiel bei Hepatitis A, Hepatitis B und Hepatitis C, besteht eine gesetzliche Meldepflicht. Ergänzend dazu werden jedoch auch Studien zur Verbreitung durchgeführt, da viele STI nicht über die Meldepflicht erfasst werden. Wenn du mehr dazu wissen möchtest: Das Robert Koch Institut veröffentlicht regelmäßig Daten zur Verbreitung von STI in Deutschland und führt auch viele der Studien durch.