Er oder Sie oder… wie spreche ich mit und über nicht-binäre Menschen?
Wenn manche Menschen sich gleichzeitig als männlich und weiblich definieren – oder nichts von beidem – dann hat das auch Auswirkungen auf ihre Ansprache. Wenn du über einen nicht-binären* Menschen sprichst, musst du früher oder später entscheiden, ob du über ihn oder über sie erzählst und ob er oder sie zum Beispiel eine tolle Ausstrahlung hat. Dabei kann man das Geschlecht niemandem ansehen – und falsch wahrgenommen und benannt zu werden, kann sehr verletzend sein. Selbst wenn du manchmal denkst, das Geschlecht einer Person wäre eindeutig: Das einzig richtige ist, einfach nachzufragen. Manche nicht-binären* Menschen möchten nur mit ihrem Namen angesprochen werden, für einige ist aber auch »er« oder »sie« gewünscht. Und es gibt auch viele andere Formen, etwa »X« oder »sier« oder das englische Wort »they«.
Übrigens: Damit du gar nicht erst nachfragen musst, geben manche Menschen ihre Anrede direkt mit an, wenn sie sich vorstellen. Oder sie schreiben sie in ihr Social-Media-Profil oder hinter ihren Chatnamen. Und das können sich auch Cis*-, Trans*- und Inter*Menschen gerne angewöhnen – damit nicht-binäre Personen nicht die einzigen sind, die sich immer selbst erklären müssen und niemand mehr versehentlich verletzt wird.
Die Selbstbezeichnung nicht-binär* heißt also erst mal nur, dass sich eine Person nicht – oder nicht nur – als Mann oder Frau sieht. Sie ist ein Sammelbegriff, denn unter nicht-binären* Menschen gibt es noch viele andere Geschlechtsidentitäten. Manche Menschen bezeichnen sich etwa als genderfluid*, wenn sich ihre Geschlechtsidentität zeitweise verändert oder wechselt. Andere fühlen sich gar keinem Geschlecht zugehörig und bezeichnen sich als agender*. Und mit den Begriffen pangender oder polygender bringen Menschen zum Ausdruck, dass sie sich vielen oder allen Geschlechtern zugehörig fühlen. Aber das waren noch längst nicht alle Formen von nicht-binären* Identitäten. Du kannst also sehen, dass es in Sachen Geschlechtsidentität eine riesige Vielfalt und sehr persönliche Empfindungen gibt. Und deshalb wird mit dem Sternchen am Ende (*) auch verdeutlicht, dass noch mehr Menschen gemeint sind.
Übrigens: Nicht nur nicht-binäre* Menschen, sondern auch viele andere lehnen die binäre Geschlechterordnung ab. Und auch die Wissenschaft kennt heute viel mehr Geschlechter und Geschlechtsidentitäten als nur Frau und Mann.
Habe ich ein Recht auf mein eigenes Geschlecht?
Schon auf der Geburtsurkunde wird uns ein Geschlecht zugewiesen – aktuell sind die Möglichkeiten weiblich, männlich, divers oder gar kein Eintrag. Dass ihr Baby später vielleicht ein nicht-binärer* junger Mensch wird, können Eltern und Erziehungsberechtigte oft nicht ahnen – und so sind die meisten nicht-binären* Menschen in offiziellen Dokumenten entweder Frau und Mann.