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Wie gehe ich damit um, wenn mich jemand »ändern« will? Und wer hilft mir?

Vielleicht ist es dir schon selbst passiert oder du hast es miterlebt: Wer sich offen als homo-, pan- oder bisexuell, nicht-binär*, trans* oder inter* zu erkennen gibt, stößt bei manchen Menschen auf Ablehnung – sie akzeptieren die Vielfalt sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identitäten nicht. Stattdessen glauben sie, dass es nur eine einzige, richtige Art gibt, zu leben, zu lieben und zu sein. Und manchmal wollen dir andere diese Vorstellungen sogar aufzwingen, etwa durch sogenannte Konversionsbehandlungen.

Gibt es richtig und falsch?

Sexuelle Orientierungen wie Homosexualität, Asexualität, Bisexualität und Heterosexualität kommen zwar unterschiedlich häufig vor – sie sind aber alle völlig normal und gleichwertig. Und das gilt auch für unterschiedliche Geschlechtsidentitäten, denn auch Geschlecht ist vielfältig. Das ist wissenschaftlich belegt!

Trotzdem kannst du in deiner sexuellen Orientierung oder in deiner geschlechtlichen Identität von vielen Seiten unter Druck gesetzt werden. Zum Beispiel von deiner Familie oder deinem Freundeskreis, die womöglich eher traditionell geprägte Vorstellungen haben. Vielleicht übt auch dein Umfeld in der Schule, beim Sport, in Vereinen, in religiösen Gemeinschaften oder in der Freizeit Druck auf dich aus.

»Meine Eltern sind liberal und offen, wenn es um andere geht. Bei ihren eigenen Kindern leider nicht. Ich war innerlich zerrissen, wollte sie glücklich machen aber auch bei meinem Freund sein. Aber am Ende geht es um mich und mein Leben und darüber bestimme nur ich.« Jehad, 23 Jahre

Was andere von dir erwarten, wird nicht immer direkt offen ausgesprochen. Oft wird einfach davon ausgegangen, dass es natürlich ist, dass »Mann« oder »Frau« die einzigen beiden biologischen Geschlechter sind – und dass man sich zum jeweils anderen Geschlecht hingezogen fühlt. Diese Vorstellung nennt man Heteronormativität. Wenn du darauf achtest, findest du sie in sehr vielen Bereichen - vom »Vater-Mutter-Kind«-Spielen im Kindergarten über Filme, Geschichten oder in der alltäglichen Sprache.

Heteronormativität und die damit verbundenen Erwartungen von außen können großen Druck ausüben auf Menschen, die dieser Vorstellung nicht entsprechen. Und das kann auch die Gesundheit beeinflussen. Doch nur, weil diese Vorstellungen weit verbreitet sind, heißt das nicht, dass sie wahr und richtig sind. Denn stattdessen ist Vielfalt normal – alle Menschen sind verschieden! Das bereichert die Gesellschaft, den Alltag und das Miteinander. Und deshalb gibt es auch in Sachen sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität kein Richtig oder Falsch!

Bleib so, wie du bist!

Manchmal wird der Druck von außen sehr groß. Und dann kann es sogar sein, dass du direkt oder indirekt aufgefordert wirst, deine sexuelle Orientierung oder deine Geschlechtsidentität zu verändern oder zu unterdrücken. Man möchte dich »umpolen« oder vermeintlich »normal« machen. Das ist das Ziel von sogenannten Konversionsbehandlungen – Pseudo-Therapien, die gefährlich und falsch sind. Und selbst wenn sie dir von manchen vermeintlichen Fachkräften, Ärztinnen und Ärzten, Psychotherapeutinnen oder Psychotherapeuten, empfohlen werden – egal, wer dir dazu rät, dich zu verändern: Lass dich nicht unter Druck setzen und bleib so, wie du bist!

Sobald jemand versucht, dich zu verändern, dann wehr dich und setze dich für dein Recht ein! Wenn du unter 18 Jahre alt bist, ist eine solche Behandlung an dir nämlich verboten. Und als volljährige Person bestimmst du frei darüber, wer sich in dein Leben einmischt. In jedem Fall kannst du eine vertraute Person hinzuziehen oder dich an eine Beratungsstelle in deiner Nähe wenden. Und auch die Telefon- und Onlineberatung von LIEBESLEBEN kann dir weiterhelfen. In jedem Fall erreichst du so Menschen, die sich mit deiner Situation, deinen Ängsten und Bedürfnissen bestens auskennen und dir helfen, dich so anzunehmen, wie du bist.

Wie kann ich lernen, zu mir selbst zu stehen?

Gerade wenn der Druck von außen groß ist, kann es schwerfallen, zu sich selbst zu stehen. Dabei machen fast alle Menschen solche Phasen durch. Selbstzweifel, Überforderung, Ängste oder das Gefühl, Erwartungen nicht gerecht zu werden, können zu jedem Zeitpunkt im Leben vorkommen - vor allem, wenn man gerade erwachsen wird. Du bist also nicht allein!

Es gibt viele Wege, dich so zu akzeptieren, wie du bist. Vielleicht hilft es dir, wenn du dich zunächst mit dir selbst auseinandersetzt: Was sind deine ganz eigenen Wünsche und Bedürfnisse? Welche Erwartungen stellen andere an dich und wie fühlst du dich dabei? Vielen hilft es außerdem, anderen Menschen diese eigenen Wünsche und Bedürfnisse anzuvertrauen – zum Beispiel durch ein Coming-out.  Die passende Unterstützung kannst du zum Beispiel im Freundeskreis oder bei einer Beratungsstelle finden. Such dafür einfach das Angebot aus, das sich am besten für dich anfühlt.

Wichtig ist, dass du dir Orte und Kontakte suchst, bei denen du so sein kannst, wie du bist. Nimm dich selbst und deine Bedürfnisse ernst. Die Erwartungen anderer sind nicht wichtiger als deine Identität und Wünsche. Du kannst Entscheidungen für dich selbst treffen und dein Leben aktiv mitbestimmen. Je mehr du deine sexuelle Orientierung und deine Geschlechtsidentität annimmst, desto stärker werden dein Vertrauen und deine Selbstakzeptanz.

Hier findest du eine passende Beratungsstelle vor Ort

Auch LIEBESLEBEN unterstützt dich mit vielen unterschiedlichen Angeboten, die dir helfen können, dich selbst so anzunehmen, wie du bist - zum Beispiel:

Aber LIEBESLEBEN unterstützt nicht nur dich, sondern auch andere Menschen in deinem Umfeld, zum Beispiel durch eine Broschüre für Eltern, die ihnen beim Coming-out ihres Kindes helfen kann. Und wir haben viele Materialien für Fachkräfte, etwa den Methodenfinder von LIEBESLEBEN, der auch ihre Arbeit im Themenfeld Vielfalt unterstützen kann.