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Mit Diskriminierung umgehen

Diskriminierung gibt es in unserer Gesellschaft leider immer noch. Und sie kann ganz unterschiedliche Formen haben – mal beginnt sie mit beiläufigen, vielleicht auch unbewussten Bemerkungen, manchmal sind es auch Beleidigungen, Benachteiligungen oder Ausgrenzungen. Und es gibt auch offenen Hass oder sogar Angriffe. Dabei ist es wichtig, Diskriminierung zu erkennen und richtig mit ihr umzugehen, denn je mehr du dich mit diesem Thema beschäftigst, desto leichter wird es dir fallen, für dich, für eine andere Person oder für eine Gruppe einzustehen und dich zu wehren.

Eine junge Person schaut nachdenklich zur Seite.

Was ist Diskriminierung überhaupt?

Vielleicht hast du schon mal erlebt, dass Menschen wegen bestimmter Eigenschaften anders behandelt werden. Das kann etwa das Geschlecht oder die sexuelle Orientierung sein, aber auch Alter, Glaube, Herkunft, Bildung oder Einkommen. Diese – und auch andere – Eigenschaften werden oft mit bestimmten Wertungen oder Vorstellungen verbunden und verallgemeinert. Und wenn das dann der Grund für einen anderen Umgang mit Menschen ist, die diese Eigenschaften besitzen, ist das Diskriminierung.

Wer diskriminiert, geht also einfach davon aus, dass Menschen mit bestimmten Eigenschaften sich auf eine bestimmte Art verhalten oder bestimmte Vorstellungen haben. Und dabei wird ignoriert, dass Menschen individuell sind und nicht die Zugehörigkeit zu einer vermeintlichen Gruppe bestimmt, wer man ist.

»Nicht nur Worte, auch Blicke und Gesten können beleidigend und verletzend sein. Mir hilft es in solchen Momenten an alles zu denken, was ich schon geschafft habe und worauf ich stolz bin. Das macht mich gleich viel stärker und gefühlt zwei Zentimeter größer. « Zarah, 22 Jahre

Oft sind die Vorurteile, die mit bestimmten Eigenschaften von Menschen verbunden sind, gesellschaftlich gewachsen und werden nur selten hinterfragt. Gerade das macht Diskriminierung aber so schwer erkennbar. Und nicht immer geht Diskriminierung nur von Einzelpersonen aus – auch Organisationen und Institutionen können Menschen systematisch diskriminieren.

Wie kann Diskriminierung aussehen?

Diskriminierungen können ganz offensichtlich sein, etwa bei Beleidigungen oder Gewalt gegen Personen, die vermeintlich »anders« sind. Oft äußert sich Diskriminierung aber nicht in Form von offenen Angriffen, sondern ganz nebenbei im Alltag. Das kann für uns sogar Gewohnheit sein und fällt deshalb manchen gar nicht als Diskriminierung auf – obwohl es bei betroffenen Personen großes Leid verursacht. Etwa, wenn bestimmte Geschlechter bei Toiletten oder Umkleidekabinen, auf Formularen oder in Dating-Apps nicht berücksichtigt werden. Manchmal findet die Diskriminierung auch ganz im Verborgenen statt, zum Beispiel wenn Menschen wegen ihres Aussehens, ihres Namens oder ihrer Religion einen bestimmten Job oder eine Wohnung nicht bekommen, aber niemals erfahren, woran es gelegen hat. Und manchmal gibt es auch vermeintlich positive Diskriminierungen, etwa wenn Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe bestimmte gute Eigenschaften oder Fähigkeiten zugeschrieben werden. Aber auch das ist Diskriminierung und kann bei Betroffenen negative Folgen haben.

Ein junger Mann schaut nachdenklich auf sein Smartphone.

Diskriminiert dafür, wer ich bin oder wen ich liebe?

Einige Menschen haben bestimmte Vorstellungen davon, wie sich etwa schwule und lesbische, asexuelle oder pan- und bisexuelle Menschen vermeintlich verhalten. Und auch über nicht-binäre*, trans* und inter* Personen gibt es viele Vorurteile. Die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität sind deshalb oft der Grund dafür, dass Menschen diskriminiert werden. Manchmal haben diese diskriminierten Personen sogar mehrere Eigenschaften, wegen derer sie von Teilen der Gesellschaft herabgesetzt werden. So muss etwa eine lesbische Frau mit Queerfeindlichkeit und Sexismus kämpfen. Wenn mehrere solcher Diskriminierungseigenschaften zusammenkommen, spricht man übrigens von Intersektionalität, ein Begriff der zunehmend in öffentlichen Debatten verwendet wird. 

All diese Vorstellungen und Vorurteile haben aber etwas gemeinsam: Sie stimmen nicht. Jeder Mensch ist anders, hat eigene Wünsche und Bedürfnisse, Vorstellungen und Überzeugungen.

Diskriminierung im Alltag – hier ist noch einiges unfair

Diskriminierung findet an vielen Stellen statt. Und das leider auch im Alltag, wie ein paar Beispiele zeigen:

  • Formulare oder Fragebögen: Oft wirst du nach deinem Geschlecht gefragt und kannst nur zwischen männlich und weiblich wählen – dabei gibt es aber auch noch andere Geschlechter und Menschen, die sich gar keinem Geschlecht fest zuordnen. Sie müssen sich dann entweder für ein Geschlecht »entscheiden«, das nicht wirklich ihres ist, oder sind gezwungen, sich immer wieder zu erklären.
  • Umkleiden und Toiletten: Auch hier wird vielerorts noch die Vielfalt der Geschlechter ignoriert. Das kann sogar zu Übergriffen führen, etwa wenn trans* Personen gezwungen werden, sich die Räume mit Menschen eines anderen Geschlechts zu teilen oder nirgends wirklich willkommen sind.
  • Bildung, Arbeit und Gehalt: Wie fast überall auf der Welt verdienen Frauen auch in Deutschland durchschnittlich deutlich weniger Geld als Männer – für die gleiche Arbeit. Und auch der Zugang zu Bildung durch Schulabschlüsse, Ausbildung und Studium ist für viele Menschen erschwert, die als vermeintlich anders wahrgenommen werden. 
  • Geschlechter(un)gerechte Sprache: Bestimmt ist dir schon mal das sogenannte Gender-Sternchen (*) begegnet, das immer häufiger bei Anreden oder Berufsbezeichnungen steht. Und viele Menschen verwenden es auch beim Sprechen durch eine kurze Pause. Sinn dieser Schreib- und Sprechweise ist es, alle Geschlechter sichtbarer zu machen – denn die Art, wie wir schreiben und sprechen beeinflusst auch die Art, wie wir denken. Und damit wir etwa bei Ärzten und Lehrern nicht immer gleich an Männer denken, verwenden viele Menschen und Institutionen etwa die Schreibweise Ärzt*innen und Lehrer*innen.
Eine junge Frau hockt gedankenversunken auf ihrem Bett.

Folgen von Diskriminierung

Wer von anderen allein aufgrund der Zugehörigkeit zu einer vermeintlichen Gruppe anders behandelt und dabei häufig herabgesetzt, beleidigt, bedroht oder verfolgt wird, kann nicht frei leben. Das Selbstwertgefühl der betroffenen Menschen leidet unter den ständigen Angriffen. Wer für die eigene Sprache diskriminiert wird, vermeidet vielleicht zukünftig das Sprechen, wer für das eigene Aussehen verachtet wird, zeigt sich nicht mehr gerne in der Öffentlichkeit.

All das kann krank machen, denn das eigene Wohlbefinden hat großen Einfluss auf die Gesundheit. Und dazu kommt noch die Gewalt, die auch die Gesundheit und manchmal sogar das Leben von diskriminierten Menschen bedroht. Jedes Jahr gibt es tausende Morde und Gewaltverbrechen an Menschen, die zu einer oder mehreren diskriminierten Gruppen gehören. Und auch Depressionen und Suizide kommen beispielsweise viel häufiger bei Personen vor, die sich etwa als lesbisch, schwul, inter* oder trans* identifizieren – und zwar nicht, weil sie sich so identifizieren, sondern aufgrund der Anfeindungen, der Nicht-Akzeptanz und des Mobbings durch ihre Mitmenschen.

»Ich habe mich dafür eingesetzt, dass meine Schule geschlechtergerechte Sprache verwendet. Das hat Diskussionen ausgelöst, aber die große Mehrheit fühlt sich jetzt besser angesprochen« - Max, 18 Jahre

Was kann ich gegen Diskriminierung tun?

Deine Reaktion auf Diskriminierung hängt natürlich ganz davon ab, wo und wie sie dir begegnet. Bist du selbst betroffen oder siehst, wie eine andere Person diskriminiert wird, musst du diese Erfahrung nicht für dich behalten. Mach auf dein Erlebnis aufmerksam und suche das Gespräch.

Viele Menschen sind sich nicht immer bewusst darüber, dass ihre Worte oder Handlungen verletzend sein können – wenn du sie darauf hinweist, können sie ihr Verhalten überdenken. Wenn du dich aktiv gegen Diskriminierung einsetzen möchtest, kannst du auch mit gutem Beispiel vorangehen und dich beispielsweise bewusst mit gerechter Sprache beschäftigen oder andere auf alltägliche Diskriminierungen aufmerksam machen.

Hier bekommst du Hilfe

Du bist diskriminiert worden oder hast diskriminierendes Verhalten beobachtet und möchtest rechtliche Unterstützung hinzuziehen? Viele Polizeidienststellen haben hierzu mittlerweile geschulte Ansprechpersonen oder -stellen. Auch einige Gemeinden und Bundesländer haben Antidiskriminierungsbeauftrage. Und vielleicht kann dir auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes weiterhelfen.

Um mit deinen persönlichen Erfahrungen besser umgehen zu lernen, gibt es verschiedene Angebote, etwa therapeutische Maßnahmen oder Selbsthilfegruppen. Und auch eine Beratungsstelle in deiner Nähe kann dir hier eine Hilfestellung sein. Außerdem gibt es viele Anlaufstellen, die dir helfen können, passende Gruppen und Angebote zu finden. Und auch die Telefon- und Onlineberatung von LIEBESLEBEN kann dich hier unterstützen.

Schütze dich dabei immer auch selbst! Sobald du auf Gewalt oder offenen Hass triffst, kann es für dich gefährlich werden. Hol dir Hilfe und stelle dich nicht allein dieser Herausforderung. Unterstützung bekommst du von Gruppen mit betroffenen Menschen, Lehrkräften, Gleichstellungsbeauftragten und anderen zuständigen Personen in Schulen und Betrieben oder in deiner Stadt und Gemeinde. Und in akuten Situationen hilft dir natürlich auch die Polizei.

Nicht nur du und andere Personen sind in der Bekämpfung von Diskriminierung gefragt – sondern die gesamte Gesellschaft. Und auch die Politik hat die Aufgabe, Diskriminierungen vorzubeugen und sie zu unterbinden. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) gibt etwa vor, dass niemand aufgrund von Herkunft, Religion, Alter, Behinderung, Geschlecht oder sexueller Identität benachteiligt werden darf. Seit 2017 gilt außerdem das Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts, das als »Ehe für alle« bekannt geworden ist. Mit dem Geschlechtseintrag »divers« sollen gerade inter* Menschen besser berücksichtigt werden. Und das Verbot von Konversionsbehandlungen, das 2020 beschlossen wurde, schützt in vielen Fällen queere Personen vor schädlichen Pseudo-Therapien, die etwa die sexuelle Orientierung ändern oder unterdrücken wollen. Diese Schritte gegen Diskriminierung gehen uns alle an. Und sie sind wichtig, damit wir alle in einer gleichberechtigten Gesellschaft leben können.

Eine junge Person schaut nachdenklich nach unten. Ihre Partnerin ist im Anschnitt zu sehen.

Wie gehe ich damit um, wenn ich selbst diskriminiert werde?

Es kann sein, dass deine Mitmenschen bestimmte Erwartungen an dich haben, die du aber gar nicht erfüllen willst. Oder sie lehnen sogar deine Art zu leben als vermeintlich »falsch« ab. Bei so viel Druck könntest du auf die Idee kommen, dass du dich anpassen musst, um es deinem Umfeld recht zu machen – dabei ist es genau anders herum! Es ist wichtig, dass du lernst, dich so zu akzeptieren, wie du bist und mit deiner sexuellen Orientierung und deinem Geschlecht zufrieden bist. Nicht du musst dich verändern, sondern die Menschen, die Vorurteile haben und diskriminieren! Um dich selbst zu akzeptieren, kann es helfen, erstmal herauszufinden, was deine ganz eigenen Wünsche und Bedürfnisse sind. Schaff dir Freiräume, in denen du sein kannst, wie du möchtest. Und sprich vielleicht auch mit vertrauten Personen über deine Wünsche und Erfahrungen. Das alles kann viel Zeit brauchen – also setz dich nicht unter Druck und gib dir und auch deinem Umfeld Zeit, sich zu entwickeln. Wichtig ist nur, dass du nichts gegen deinen Willen tust oder dich von anderen verändern lässt. Und wenn du selbst nicht weiter weißt – hol dir Hilfe!