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cis*

Du fühlst dich dem Geschlecht zugehörig, das dir bei der Geburt zugewiesen wurde? Dann zählst du vermutlich zu den cis* Menschen – du bist cisgender. Und damit geht es dir so, wie den meisten Menschen. Doch auch weil diese Geschlechtsidentität so häufig ist, gibt es vielfältige Vorstellungen – und Vorurteile – darüber, was es bedeutet, einem bestimmten Geschlecht zugehörig zu sein. So werden zum Beispiel mit dem Frau-Sein oder dem Mann-Sein oft vermeintlich typische Eigenschaften, Verhaltensweisen oder Aufgaben verbunden. Doch dabei geht es in Wirklichkeit auch für cis* Menschen immer nur um das ganz persönliche Empfinden der Geschlechtsidentität.

Zwei junge Männer schauen sich an.

Von Rittern und Prinzessinnen – wie es ist, cis* zu sein...

Der Ritter in strahlender Rüstung rettet die hübsche und junge Prinzessin aus ihrer Not. Diese Geschichte wird oft erzählt – vom alten Märchen bis zum aktuellen Kinofilm. Doch was wäre eigentlich, wenn die Prinzessin ganz alleine ihre Situation meistert? Und dann vielleicht auch noch den Ritter vor seinem wildgewordenen Pferd beschützt?

In Sachen Geschlecht geht es oft um gesellschaftliche Erwartungen. Und sie werden häufig auch indirekt weitergegeben – eben etwa in Geschichten, Büchern und Filmen. Dabei wird ein bestimmtes Bild davon gezeichnet, wie Frauen und Männer sein sollen: schön oder heldenhaft, häuslich oder unternehmungslustig, passiv oder aktiv. Mit solchen Vorstellungen muss sich wohl jeder Mensch auseinandersetzen. Richtig oder wahr sind keine dieser Vorstellungen – dein Geschlecht hat keinen Einfluss darauf, was du gut kannst, was du tun darfst oder wie deine Zukunft aussehen sollte. Darüber bestimmst nur du allein!

Übrigens: cis* kommt zwar häufig vor, ist deshalb aber nicht »normal«. Denn soziale Normen bestimmen letztlich, was wir für »normal« und was wir für »anders« halten. Indem man also nicht nur von nicht-binären*, inter* oder trans* Menschen spricht, sondern auch von cis* Menschen, wird klar, dass alle gleichermaßen »normal« sind – es handelt sich um Varianten im menschlichen Leben. Und weil es damit verbunden auch eine Menge an unterschiedlichen Vorstellungen darüber gibt, was typisch für ein bestimmtes Geschlecht ist, und auch die eigene Vorstellung darüber stakt variieren, verwendet LIEBESLEBEN auch das Sternchen am Ende bei cis*.

Was bedeutet cis*?

Kurz und knapp bedeutet cis*, dass man sich mit dem von außen zugeschriebenen Geschlecht identifiziert. Wirst du beispielsweise als Mann wahrgenommen und siehst dich auch selbst so, dann bist du cis*. Das heißt aber nicht, dass du es dadurch unbedingt leichter hast...

Für cis* Menschen sind gesellschaftliche Vorstellungen, zum Beispiel über das Frau-Sein oder das Mann-Sein, in besonderer Weise wichtig. Denn auch, wenn du dem von außen zugeordneten Geschlecht im Inneren entsprichst, heißt das nicht, dass du damit auch Vorurteile oder Erwartungen anderer Menschen völlig erfüllen musst. Sicherlich gibt es Prinzessinnen, die gerettet werden wollen, und Ritter, die Prinzessinnen retten. Das ist aber längst nicht immer so!

»Geschlechterklischees sind mir schon immer auf die Nerven gegangen. »Sei mal ein Mann«. Wenn ich sowas höre, gehe ich sofort dazwischen. Geschlecht und Verhalten haben ja echt mal garnichts miteinander zu tun!« Matteo, 18 Jahre

Viel wichtiger ist, dass du selbstbestimmt entscheidest, was du möchtest und was nicht – ganz unabhängig von gesellschaftlichen Vorstellungen. Genieße es stattdessen lieber, so zu sein, wie du dich fühlst. Und vielleicht möchtest du ja auch nur mal gerettet werden und ein anderes Mal vielleicht lieber selbst den Retter spielen. Das ist ganz dir überlassen.

Sind Geschlechter grundsätzlich verschieden?

Nein! Dennoch halten sich hartnäckig Vorurteile über die vermeintlich großen Unterschiede, gerade zwischen Mann und Frau – wer besser einparken oder zuhören kann, wer einfühlsamer ist oder wer öfters weint. Lasse dich von solchen Vorurteilen nicht verunsichern oder unter Druck setzen! Es kommt immer ganz individuell auf dich als Menschen an. Das Geschlecht hat nichts mit dem Charakter zu tun – weder beim Autofahren oder bei Gesprächen, noch beim Flirten oder beim Sex.

Eine junge Frau schaut nachdenklich in einen Spiegel.

Was du magst und was nicht, was dein Gegenüber möchte und was nicht – das lässt sich am besten klären, wenn ihr offen darüber sprecht. Nur so lernst du die wahre Persönlichkeit deines Gegenübers kennen und kannst aus den typischen Rollenbildern ausbrechen. 

Die eigene Geschlechtsidentität finden

Wenn es um das Geschlecht geht, gibt es viele unterschiedliche Begriffe, Fragen und auch teilweise sehr spezifische Herausforderungen. Was bei all dem aber ab und zu vergessen wird, ist, dass es erstmal nur um dich geht und darum, wie du dich wohlfühlst. Und das muss jeder Mensch im Laufe des Lebens herausfinden, auch wenn man cisgeschlechtlich ist.

Die eigene Geschlechtsidentität zu finden, kann dauern. Oft hilft es, wenn du dich zunächst mit dir selbst auseinandersetzt: Was sind deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse? Welche Erwartungen stellen andere an dich? Und wie fühlst du dich dabei? Nimm dich selbst und deine Bedürfnisse ernst. Die Erwartungen anderer sind nicht wichtiger als deine Identität und Wünsche. Denn egal, was andere von dir erwarten – in Sachen Geschlecht bestimmst du allein, was für dich passend ist.