Was beeinflusst die sexuelle Orientierung meines Kindes?
Die Wissenschaft geht davon aus, dass bei der sexuellen Orientierung Gene, Hormone, Bedingungen der Lebensumwelt, Evolution und vieles mehr ganz individuell zusammenspielen. Es gibt daher niemals nur einen einzigen Grund. Wie Sie Ihr Kind erziehen und Sie sich ihm gegenüber verhalten, hat also keine direkte Auswirkungen auf die sexuelle Orientierung Ihres Kindes. Und auch die Umstände sind wenig bedeutsam: Kinder alleinerziehender Eltern fühlen sich nicht häufiger zu Menschen des eigenen Geschlechts hingezogen als Kinder, die mit Eltern unterschiedlichen Geschlechts aufgewachsen sind. Auch Kinder aus Regenbogenfamilien, also zum Beispiel mit zwei Müttern oder zwei Vätern, werden nicht häufiger schwul, lesbisch oder bisexuell als Kinder, die in heterosexuellen Familien leben.
Und selbst wenn Sie als Eltern vielleicht Ihre ganz eigene Vermutung haben oder denken, Sie hätten etwa Anzeichen für Homosexualität in der Kindheit sehen müssen – Tatsache ist: Ihre Erziehung und Ihr Vorbild sind keine direkten Ursachen für die sexuelle Orientierung Ihres Kindes. Durch Ihre Erziehung und Ihr Vorbild nehmen Sie jedoch sicherlich Einfluss darauf, welche Einstellung Ihr Kind gegenüber der Vielfalt sexueller Orientierungen annimmt, wie tolerant und akzeptierend es etwa gegenüber homo- oder bisexuellen Menschen ist. Außerdem können Sie eine Unterstützung sein, wenn Ihr Kind seine eigene sexuelle Orientierung entdeckt. Denn mit der liebevollen Begleitung dieses Prozesses geben Eltern Rückhalt – gerade auch bei der Bewältigung schwieriger Situationen.
Und sind die Ursachen für die sexuelle Orientierung eigentlich überhaupt wichtig? Nach dem Coming-out gewinnen schnell andere Fragen an Bedeutung: Wie wird mein Kind glücklich? Wird es selbstbewusst seinen Lebensweg gehen? Das fragen sich wohl alle Eltern – egal, welche sexuelle Orientierung ihr Kind hat.