Du bist eingeloggt! Du bist in der Online-Beratung eingeloggt! Abmelden

Achtung

Du warst längere Zeit nicht aktiv. Zu deiner eigenen Sicherheit beenden wir deshalb in Kürze die Sitzung. Abmelden
Vorlesen

Konversionsbehandlungen – Was versteht man darunter und warum schaden sie meinem Kind?

Als Eltern möchten Sie das Beste für Ihr Kind. Doch was, wenn Sie selbst Probleme haben, die sexuelle Orientierung oder die geschlechtliche Identität Ihres Kindes anzunehmen? Ihnen wird möglicherweise »Hilfe« angeboten, Ihr Kind zu »heilen«? Oder jemand schlägt vor, Ihr Kind »umpolen« zu lassen? Diese sogenannten Konversionsbehandlungen können jedoch in keinem Fall eine Lösung sein – vielmehr richten sie großen Schaden an! Lesen Sie hier, woran man Konversionsbehandlungen erkennen kann, was sich dahinter verbirgt und warum Sie Ihr Kind davor schützen sollten.

Wenn wir den Begriff »Eltern« verwenden, sind alle angesprochen, die Erziehungsverantwortung übernehmen – zum Beispiel auch alleinerziehende Mütter und Väter, Patchwork-Eltern, Adoptiv- oder Pflegeeltern, Regenbogenfamilien, Großeltern, Tanten und Onkel und auch ältere Geschwister.

Was sind Konversionsbehandlungen und wieso sind sie gefährlich?

Sogenannte Konversionsbehandlungen – manchmal heißen sie auch Konversionstherapien – zielen darauf ab, die sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität von Menschen zu ändern oder zu unterdrücken. Dahinter steht der Gedanke, jemanden »umpolen« oder »normal machen« zu können und zu wollen. Die Angebote können dabei ganz verschieden aussehen: Eimal ist es eine scheinbar gut gemeinte Buch-Empfehlung, ein anderes Mal ein Gespräch mit einer vermeintlichen Fachkraft oder Gruppengespräche mit Seelsorgenden und angeblich »Geheilten«. Konversionsbehandlungen sind dabei meist zunächst niedrigschwellig und wirken harmlos, sodass sie anfangs auch nicht immer erkennen lassen, in welche Richtung sie abzielen.

Das Bild ist über die Schulter einer Person aufgenommen worden. Es zeigt einen Spiegel, in dem der Oberkörper der Person zu sehen ist. Die Person schaut niedergeschlagen.

Doch auch wenn Konversionsbehandlungen harmlos wirken – sie sind gefährlich und völlig unnötig! Sie gehen von falschen Annahmen aus: Da Homosexualität keine Krankheit ist, muss nichts behandelt werden. Und das gilt natürlich auch für Bi-, Pan- oder Asexualität genauso wie für Trans*- und Inter*-Geschlechtlichkeit. Eine Heilung ist nicht notwendig. Und solche Pseudo-Therapien funktionieren auch nicht, denn die sexuelle Orientierung oder die geschlechtliche Identität kann man nicht bewusst beeinflussen. Behauptungen, etwa gleichgeschlechtliche Orientierungen oder geschlechtliche Identitäten »heilen« zu können, fehlt jede wissenschaftliche Grundlage.

Sogenannte Konversionsbehandlungen sind aber nicht nur nutzlos, sondern sogar gefährlich für Ihr Kind. Sie schaden der Gesundheit, dem psychischen und auch dem körperlichen Wohlbefinden. Sie verstärken Ängste und können zu Einsamkeit, Depressionen oder sogar Suizid führen. Und nicht zuletzt greifen sie auch erheblich in die Selbstbestimmung Ihres Kindes ein. In Deutschland sind solche Pseudo-Therapien in vielen Fällen, auch für Kinder und Jugendliche, daher seit 2020 gesetzlich verboten.

Es ist verständlich, dass das Coming-out Ihres Kindes Sie erstmal verunsichern kann oder Sie sich Sorgen um seine Zukunft machen. Viele Eltern kennen den Impuls, das Leben ihres Kindes zu beeinflussen, um es vermeintlich einfacher zu gestalten. Sogenannte Konversionsbehandlungen erscheinen dafür vielleicht wie eine naheliegende, schnell greifbare Lösung. Doch der Eindruck täuscht. Sie müssen für Ihr Kind nicht alles wieder »normal« machen, vielmehr benötigt es Ihren Zuspruch und Ihre Unterstützung. Versuchen Sie Ihr Kind so zu akzeptieren, wie es ist. Lassen Sie sich von niemandem – egal von wem – einreden, dass Ihr Kind seine sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität ändern oder unterdrücken müsste. Denn damit schaffen Sie ihrem Kind mehr Probleme als Sie lösen.

Das Bild zeigt eine Person, die ihren Kopf nachdenklich auf der Hand abgestützt hat.

Wie erkenne ich Konversionsbehandlungen?

Um Ihr Kind vor Konversionsbehandlungen zu schützen, ist es wichtig, dass Sie solche Pseudo-Therapien erkennen. Und das kann ganz schön schwierig sein...

Unterschwellige Kommentare, Geschichten über vermeintlich »geheilte« Personen oder angeblich wissenschaftliche Berichte: Mit solchen Strategien versuchen Menschen Druck auszuüben und Lösungen aufzuzeigen, die keine sind. Diese Personen können Familienmitglieder, Menschen aus dem Freundeskreis oder auch vermeintlich neutrale Fachkräfte, Beratende oder Mitglieder aus religiösen Gemeinschaften sein. Das kann es schwierig machen, sich von ihren Vorschlägen abzugrenzen und das Wohl Ihres Kindes im Blick zu behalten.

Sogenannte Konversionsbehandlungen treten selten unter diesem Begriff in Erscheinung. Oft werden zumindest zum Einstieg andere Beschreibungen genutzt, etwa »Beratung zu Konflikten in der sexuellen Orientierung oder in der Geschlechtsidentität«, »reparative Therapie«, »Hilfe zur Veränderung« oder dergleichen. Diese Begriffe verschleiern nicht nur die eigentliche Absicht, sie verharmlosen auch die Folgen von »Konversionstherapien«.

Doch woher kommen solche Angebote? Wer steckt dahinter? Meist sind es Seelsorgende, religiöse Gruppierungen, Selbsthilfegruppen oder Vereine, manchmal aber auch Ärzt*innen, Psycholog*innen oder selbst ernannte Therapierende. Sie treten zunächst oft freundlich, verständnisvoll und hilfsbereit auf, entsprechend der empfundenen Notlage der Ratsuchenden. Das Gespräch kann harmlos beginnen. Etwa damit, wie Ihr Kind ein glückliches Leben führen kann. Im Folgenden vermittelt es aber, dass Homo-, Bi- Pan- und Asexualität sowie Trans*-, Inter*- und Nicht-binär*-Sein nicht »normal« seien und nur heterosexuelle und cis* Menschen glücklich sein könnten. Oft beziehen sich die Gesprächsführenden auf angebliche Erfolgsgeschichten, Erfahrungen anderer oder auf pseudo-wissenschaftliche Belege, um ihre falschen Behauptungen zu untermauern. Lassen Sie sich davon nicht verwirren oder täuschen.

Solche Versuche zu erkennen und sich dagegen zu wehren, fällt nicht immer leicht. Daher hilft die kostenlose und anonyme Telefon- und Onlineberatung von LIEBESLEBEN Ihnen und Ihrem Kind – mit persönlichen Gesprächen, verlässlichen Informationen und mit der Weiterleitung zu passenden Hilfesystemen vor Ort.

Wie gehe ich damit um, wenn jemand mein Kind »ändern« will?

Jemand möchte zum Beispiel Ihren Sohn »umpolen«, Ihre Tochter »normal« machen oder eine Pseudo-Therapie vermitteln? Egal wer Ihnen empfiehlt, etwas gegen die sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität zu unternehmen, ob es ein Familienmitglied, eine Person aus Ihrer Religionsgemeinschaft oder eine vermeintliche Fachkraft ist: Sogenannte Konversionsbehandlungen sind gefährlich für Ihr Kind. Schützen Sie es vor solchen Versuchen, Einfluss zu nehmen. Lassen Sie sich und Ihr Kind nicht bedrängen oder einschüchtern. Niemand hat das Recht, Ihr Kind zu ändern – es ist bis zum 18. Lebensjahr sogar gesetzlich verboten. Und respektieren Sie die Selbstbestimmung Ihres Kindes, auch wenn es noch nicht volljährig ist.

Das Bild zeigt ein junges Mädchen auf dem Sofa sitzend, das nach nachdenklich nach vorne schaut. Rechts von ihr kniet ihr Vater neben dem Sofa und sieht sie an, links von ihr sitzt ihre Mutter, die die Tocher an der der Schulter berührt.

Vielleicht hadert Ihr Kind selbst noch mit sich, mit seiner vermeintlich »neuen« Identität oder der eben erst entdeckten sexuellen Orientierung. Es mag daher auch anfällig für scheinbar wohlmeinende Personen und dubiose Angebote sein. Hier ist Ihre eindeutige Haltung zum Schutz Ihres Kindes gefordert. Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass es nicht falsch ist und wie falsch stattdessen derartige Versuche zur Einflussnahme sind.

Wenn möglich: Nehmen Sie Abstand zu der Person, die Ihnen oder Ihrem Kind zu einer sogenannten Konversionsbehandlung rät. Sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie für es da sind und dass solche Vorschläge unangebracht und unnötig sind. Und holen Sie sich im Zweifel auch Unterstützung: Die Beratung von LIEBESLEBEN hilft Ihnen und Ihrem Kind kostenlos und anonym – sowohl telefonisch als auch online. Außerdem kann das Beratungsteam Ihnen Adressen von Beratungsstellen in Ihrer Nähe nennen. Mit dem Beratungsstellenfinder von LIEBESLEBEN können Sie auch selbst nach Angeboten in Ihrer Nähe suchen.

Helfen Sie Ihrem Kind in seiner Entscheidung sicher zu sein und unterstützen Sie sein Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Nehmen Sie die Bedürfnisse Ihres Kindes ernst. Je mehr es seine sexuelle Orientierung und seine Geschlechtsidentität annimmt und Vielfalt lebt, desto stärker werden sein Vertrauen und seine Selbstakzeptanz, die so wichtig für das Wohlbefinden Ihres Kindes sind.