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Vielfalt im Alltag leben

Wir stellen uns in der Supermarktkasse hinten an, wir gratulieren anderen zum Geburtstag und klopfen an Türen, bevor wir eintreten. Solche kleinen Regeln und Normen bestimmen unseren Alltag und geben uns vor, was scheinbar richtig und was falsch ist. Das ist erstmal gut so, denn viele dieser Regeln geben Orientierung für ein angenehmes, respektvolles Miteinander. Was aber, wenn manche dieser Vorgaben dir unpassend, falsch oder veraltet vorkommen? Und gemeint sind hier nicht Glückwünsche oder andere Höflichkeiten – es geht um Erwartungen, die im Alltag an dich herangetragen werden, etwa dass du heterosexuell und cis* bist, auch wenn das nicht der Fall ist.

Eine Gruppe von jungen Menschen sitzt gemütlich auf einem Sofa und lacht.

Alltag hat viele Gesichter

Der Alltag – das ist irgendwie alles. Von Schule, Ausbildung, Studium oder Beruf über Social Media bis zu deinen Hobbys oder deiner Religion. Und auch deine ganz engen Kontakte wie Familie und Freund*innen oder Beziehungen gehören zu deinem alltäglichen Leben dazu. Überleg mal, wie viele verschiedene Menschen dir an einem ganz normalen Tag begegnen und was sie alle von dir erwarten...

Diese Erwartungen sind wahrscheinlich sehr unterschiedlich. Sie alle zu erfüllen, ist meistens nicht möglich – und manchmal auch gar nicht erstrebenswert. Aber je näher dir jemand steht, desto schwieriger kann es sein, dich gegen die Erwartungen zu stellen, die die Person an dich hat. Das kann zu Problemen führen – deshalb es ist wichtig, gerade deine engen Beziehungen und dein nahes Umfeld genau zu beobachten.

Alles ist möglich!

Es gibt viele Vorstellungen darüber, wie sich Menschen mit bestimmten Geschlechtern verhalten. Und auch in Sachen sexueller Orientierung sind viele Vorurteile vorhanden. Die meisten davon stimmen nicht! Wie du aussiehst, wen du liebst, wie du Sex hast, was für dich Familie bedeutet und ob du Kinder haben möchtest: all das bestimmst du allein. Denn Geschlecht oder sexuelle Orientierung haben keinen Einfluss darauf, wie du dein Leben gestalten kannst.

Wie gehe ich mit Erwartungen um?

Menschen in deinem Umfeld stellen viele und ganz unterschiedliche Erwartungen an dich. Manchmal ist es schwierig, ihnen gerecht zu werden. Es kann sogar sein, dass die Erwartungen von verschiedenen Menschen sich widersprechen und es gar nicht möglich ist, sie alle zu erfüllen. Und vielleicht willst du sie auch gar nicht erfüllen! Wenn zum Beispiel deine Freund*innen denken, dass du dich »wie ein Junge« oder »wie ein Mädchen« verhalten solltest oder wenn deine Eltern von dir erwarten, dass du in einer heterosexuellen Beziehung lebst. Vielleicht wollen andere Menschen von dir, dass du dich »anständig« kleidest oder dich »normal« verhältst. Doch dabei gibt es kein »normales« Verhalten und vor allem kein »richtig oder falsch«.

»Im Nachhinein glaube ich, dass ich schon in der Schulzeit auf Frauen stand. Ich hätte mich aber nie getraut! Ich wollte genauso sein wie die anderen Mädchen... Ich weiß jetzt aber, dass ich bi bin und es gefällt mir sogar manchmal, die Erwartungen der Anderen nicht zu erfüllen.« Anica, 21 Jahre

Gerade wenn es um Vielfalt geht, ist es wichtig auf dich selbst zu hören. Denn es kann zu großem Stress führen und unglücklich machen, wenn du deine eigene Persönlichkeit unterdrückst, um Erwartungen von Anderen gerecht zu werden. Dieser Stress kann sogar krank machen – körperlich und psychisch. Mach dir deshalb klar: Gesellschaftliche Regeln und Normen verändern sich ständig. Und du darfst sie jederzeit in Frage stellen. Außerdem darfst auch du Erwartungen an Andere haben: Zum Beispiel, dass dein Umfeld dich akzeptiert, wie du bist und nicht versucht, dich zu verändern.

Zwei junge Männer sitzen draußen und sehe sich einander an.

Freund*innen, Liebe und Beziehungen

Je wichtiger uns eine Person wird, desto näher kommen wir uns – und das muss gar nicht körperlich gemeint sein. Zwischenmenschliche Beziehungen, etwa zu Freund*innen oder auch zu der Familie, sind für (fast) alle von uns sehr wichtig. Wir suchen Kontakte zu Menschen, die wir schätzen und teilen mit ihnen unsere Ängste, Sorgen, Wünsche und Ideen. Manchmal kann es ein langer Weg sein, eine stabile und vertrauensvolle Beziehung zu einer anderen Person aufzubauen. Gefühle und Erwartungen können genauso wie Missverständnisse und Enttäuschungen immer wieder zu Konflikten führen. Und manche Beziehungen verändern sich auch einfach mit der Zeit.

Alltag leben – und auch in der Sprache

Sprache gehört irgendwie auch zum Alltag dazu – wir benutzen sie täglich. Und gerade Sprache ist wichtig, denn die Art, wie wir schreiben und sprechen, beeinflusst auch die Art, wie wir denken und mit anderen Menschen in Beziehung treten. Das beginnt oft schon von Pronomen und Anreden. Und vielleicht hast du auch schon mal ein (er/ihn), (sie/ihr) oder (they) hinter einem Namen entdeckt? Diese Pronomen werden zum Beispiel auf Social-Media-Plattformen oder in Vorstellungsrunden von Personen benannt, um ihre Anrede zu vereinfachen. Denn das Geschlecht eines Menschen lässt sich nicht am Namen oder Aussehen ablesen! In vielen Fällen liegst du mit deiner Annahme vielleicht richtig – aber eben nicht immer. Und damit Menschen nicht unfreiwillig einem Geschlecht zugeordnet werden, mit dem sie sich nicht identifizieren, nennen sie die gewünschte Anrede einfach gleich zu Anfang. Egal, ob du cis*, trans*, inter* oder nicht-binär* bist oder dich gar nicht festlegen willst – mit einem Pronomen machst du es Anderen leichter, dich richtig anzusprechen und mit anderen Menschen in Kontakt zu treten.

Wer in Kontakt mit anderen Menschen tritt, stößt oft auf Erwartungen. Das können gesellschaftliche Vorstellungen sein, aber auch Erwartungen, die direkt oder indirekt an dich herangetragen werden. Und das muss erstmal auch kein Problem sein – du hast ja auch Erwartungen. Trotzdem ist es wichtig, achtsam mit dir selbst umzugehen. Stell dir Fragen wie: Tut mir diese Beziehung gut?  Kann ich an und mit ihr wachsen? Gibt es eine wertschätzende Basis? Wenn ja, ist das großartig! Solche Beziehungen sind sehr wertvoll und können dich stärken.

Wenn dir eine Beziehung allerdings nicht gut tut, dann sei vorsichtig und lass dich nicht verletzen! Nicht jeder Kontakt bereichert das Leben. Wenn du in deiner Beziehung zu anderen Menschen nicht gleichberechtigt bist, sie dir deine Kraft raubt oder dich ständig an dir selbst zweifeln lässt, dann solltest du auf deine Gefühle hören. Entscheide dich im Zweifel immer für dich selbst und gegen Menschen, die dir nicht gut tun. Eine solche Entscheidung ist oft sehr schwer – aber du kannst dir Unterstützung holen. Von Menschen, die dir nah stehen, von Vertrauenspersonen oder im Zweifel auch von professionellen Beratungsstellen. Und auch die Telefon- und Onlineberatung von LIEBESLEBEN kann dir hier weiterhelfen.