Was bedeutet eigentlich das Sternchen, auch Gender-Stern genannt?
Das Sternchen (*) verdeutlicht, dass es eine große Vielfalt an persönlichen Verständnissen in der Zuordnung zu einem oder auch mehreren Geschlechtern gibt. Selbst wenn du cis* bist, von außen als Frau oder als Mann gesehen wirst und dich auch selbst so fühlst, gibt es immer noch sehr vielfältige Vorstellungen darüber, was denn nun für dich und für andere Frau-Sein oder Mann-Sein bedeuten. Und natürlich gilt das auch für nicht-binäre*, inter* oder trans* Menschen. Deshalb wird das Sternchen mittlerweile häufig bei Anreden, Gruppenbezeichnungen oder Berufsbezeichnungen genutzt und mithilfe einer kleinen Pause gesprochen. Der Sinn dieser Schreib- und Sprechweise ist es, alle Geschlechter und ihre Vielfalt sichtbarer zu machen – denn die Art, wie wir schreiben und sprechen, beeinflusst auch die Art, wie wir denken.
Übrigens: Weil es auch eine Menge an unterschiedlichen Vorstellungen darüber gibt, was typisch für ein bestimmtes Geschlecht ist, und – damit verbunden – auch die eigene Vorstellung darüber stakt variieren, verwendet LIEBESLEBEN auch das Sternchen am Ende bei Sammelbezeichnungen wie cis*, trans*, inter* und nicht-binär*.
Nur Mann oder Frau? Oder doch mehr?
Geschlecht umfasst ganz Vieles: Körperliche Merkmale und vermeintlich vorbestimmte soziale Eigenschaften ebenso wie das eigene Erleben und das äußere Erscheinungsbild. Und dabei hängen diese Dinge nicht unbedingt immer zusammen. Selbst in der Biologie und auch in der Medizin kennt man ganz viele Geschlechter: Das Anatomische, das Hormonelle, das Genetische, das Chromosomale und einige mehr. Und auch hier bedingt keines automatisch das andere – wenn man anatomisch eine Frau ist, bedeutet das nicht immer, dass man auch zwei X-Chromosomen hat. Bei dieser Vielzahl von Eigenschaften, durch die ein Geschlecht beschrieben werden kann, kann man also wohl kaum sagen, dass es nur zwei Geschlechter, nur Mann oder Frau, gibt.
In unserer Gesellschaft ist die Einteilung in zwei Geschlechter allerdings noch weitgehend üblich – man nennt diese Einteilung auch binäres Geschlechtersystem. Und man könnte glauben, das binäre System wäre nützlich, um bei all der Vielfalt an Geschlechtern nicht überfordert zu sein. Doch wenn man meint, dass es nur Mann oder Frau gibt, übersieht man ganz schnell das Wesentliche: Zu welchem Geschlecht oder zu welchen Geschlechtern man sich zugehörig fühlt, was man unter Frau-Sein, unter Mann-Sein, unter Nicht-binär*-Sein, unter Trans*-Sein, unter Inter*-Sein – also unter Geschlecht-Sein – versteht, das ist immer ganz individuell.