Du bist eingeloggt! Du bist in der Online-Beratung eingeloggt! Abmelden

Achtung

Du warst längere Zeit nicht aktiv. Zu deiner eigenen Sicherheit beenden wir deshalb in Kürze die Sitzung. Abmelden
Vorlesen

Sexualität ist ein sensibles Thema – für alle

Sexualität ist ein sehr intimer Bereich des Menschen - darüber zu sprechen, fällt oft schwer. Dabei sind Gespräche über Sexualität – und auch über sexuelle Gesundheit, HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) – ein wesentlicher Bestandteil der Präventions- und Aufklärungsarbeit. Denn für einen selbstbestimmten und gesundheitsbewussten Umgang mit Sexualität ist eine offene Kommunikation zentraler Bestandteil. Sie fördert das psychosoziale Wohlbefinden – ganz egal, wo Aufklärungs- und Präventionsarbeit stattfinden.

Heterosexuelles Paar stemmt die Hände in die Hüften und lächelt einander selbstbewusst an.

Den eigenen Standpunkt reflektieren

Sexualität ist vielfältig und bunt! Um in der Präventions- und Aufklärungsarbeit niemanden durch unbedachte Äußerungen bloßzustellen oder sogar zu beleidigen, ist eine offene und akzeptierende Grundhaltung unerlässlich. Diese kann jedoch nur erlangen, wer sich zuvor mit den eigenen Ansichten, Werten und gegebenenfalls auch Vorurteilen auseinandergesetzt hat.

Folgende Fragen können Ihnen bei der Selbstreflexion helfen: Welche Werte und Normen wurden Ihnen von Ihrem Umfeld vermittelt? Wie waren Ihre ersten sexuellen Erfahrungen? Wie stehen Sie zu Ihrer Sexualität? Wie ist Ihre Einstellung zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, zum Beispiel zu Homosexualität oder Transgeschlechtlichkeit? Wie verantwortungsvoll ist Ihr eigener Umgang in Sachen Safer Sex? Wie gehen Sie zum Beispiel mit HIV-positiven Menschen um? Wie offen können Sie überhaupt über Sexualität reden? Und wo liegen für Sie Grenzen?

Sich – auch selbstkritisch – mit solchen Fragen auseinanderzusetzen, hilft die eigenen Einstellungen zu überdenken und erzeugt Sensibilität, die für eine erfolgreiche Präventions- und Aufklärungsarbeit unerlässlich ist.

Sprechen über Sexualität

Zwar kann man schnell den Eindruck bekommen, dass das Thema Sexualität allgegenwärtig ist – dennoch fällt das Sprechen darüber nicht immer leicht. So kann es Ihnen gehen, aber auch den Menschen, mit denen Sie arbeiten. 

Das Reden über Sexualität und auch sexuelle Gesundheit gelingt am besten in angst- und vorurteilsfreier Atmosphäre. Dazu braucht es meist auch etwas Übung. Überlegen Sie sich daher: Welche Worte möchte ich benutzen? Welche sind in der Gruppe oder für Ihr Gegenüber okay? Welche zu »klinisch«? Welche »vulgär«? Und welche Wertungen werden mit den Worten noch transportiert?

Beachten Sie bei Ihren Überlegungen auch: Worte, die für manche selbstverständlich sind, lösen bei anderen Scham, Missverständnis oder sogar Abwehr aus. Hier ist Ihr Fingerspitzengefühl ist gefragt!

Zwei Freundinnen schauen gemeinsam auf ein Tablet, eine der Frauen erklärt etwas.

Erfahrungsgemäß unterscheidet sich der Sprachstil je nach Setting und Gruppe, etwa Reden Erwachsene oft anders als Jugendliche. Und auch im interkulturellen oder im medizinischen Kontext ist es nicht immer leicht, das richtige – und vor allem verständliche – Vokabular zu finden. Wenn möglich sollten Sie sich daher auf einen für alle akzeptablen und nachvollziehbaren Wortschatz einigen. Dazu kann es helfen, nach dem Verständnis zu fragen und womöglich das Vokabular des Gegenübers zu übernehmen. Auch Angebote, wie etwa das Internetportal Zanzu, können hier eine wertvolle Unterstützung sein.

Aufklärungs- und Präventionsarbeit im interkulturellen Kontext

Gerade wenn Sie im interkulturellen Kontext Aufklärungs- und Präventionsarbeit leisten – aber auch sonst – sollten Sie ein Klima schaffen, in dem sich niemand in eigenen Denken, Fühlen und Handeln ausgegrenzt fühlt oder in dem sogar die Intimsphäre verletzt wird. Dabie kann es durchaus passieren, dass gegensätzliche Wertvorstellungen aufeinandertreffen. Meinungen und Einstellungen zu Themen wie Beziehungen, das erste Mal, vor- und außerehelicher Sex sowie auch Vielfalt können je nach kulturellem und sozialem Hintergrund sehr unterschiedlich sein. Im Gespräch können diese Unterschiede sogar zu Konflikten führen.

Erarbeiten Sie daher vorab Strategien und unter Umständen auch gemeinsame Regeln für einen respektvollen Umgang miteinander. In »heiklen« Diskussionen können Sie darauf zurückkommen.

Zanzu

Mit dem Internetprotal Zanzu bietet das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) eine konkrete Arbeitshilfe für die tägliche Beratungspraxis. Das Portal stellt in 14 Sprachen einfach und anschaulich Informationen zu sexueller und reproduktiver Gesundheit zur Verfügung und erleichtert so die Kommunikation über diese Themen.

Gerade – aber nicht nur – der interkulturellen Arbeit kommen häufig familiäre Bezugssysteme oder Glaubensinhalte zur Sprache. Nehmen Sie diese ernst und werten Sie diese auf gar keinen Fall ab. Machen Sie vielmehr die Vielfalt von Wert- und Glaubensvorstellungen transparent – verdeutlichen Sie aber auch respektvoll Ihre persönlichen Einstellungen hierzu.

Umgang mit Intoleranz

Wenn Sie mit Gruppen oder Personen über Sexualität und sexuelle Gesundheit sprechen, kann es – neben Äußerungen der Offenheit und Toleranz – auch zu Vorurteilen, Ablehnung oder Schuldzuweisungen kommen. Nehmen Sie diese Äußerungen ernst. Das bedeutet aber selbstverständlich nicht, dass Sie jede Meinung und Verhaltensweise akzeptieren müssen. Diskutieren Sie, denn die Aufklärungs- und Präventionsarbeit lebt von lebendigen, auch kontroversen Diskussionen.

Manchmal kann es helfen, Vorbilder zu präsentieren, die Toleranz und Akzeptanz leben. Gerade durch kontinuierliche Sensibilisierung und den Austausch von positiven Erfahrungen kann so ein nachhaltiger Wandel in der Gemeinschaft angestoßen werden.

Sollte es nicht gelingen, einen respektvollen Umgang zu fördern, ist es wichtig, alternative Strategien in Betracht zu ziehen. Dazu gehört, klare Grenzen zu setzen und intolerantes Verhalten konsequent zu benennen. In solchen Fällen kann es mitunter auch hilfreich sein, externe Unterstützung hinzuzuziehen, um zu einer Konfliktlösung zu finden. Zudem sollte der Fokus auf der Schaffung von positiven Erlebnissen gelegt werden, um das Miteinander zu stärken. Hierzu kann auch sinnvoll sein, die Ansprache anzupassen, um besser auf die Bedürfnisse und Bedenken des Gegenübers einzugehen. Letztlich ist es wichtig, geduldig zu bleiben und Aufklärungs- und Präventionsarbeit im Themenfeld Sexualität als langfristige Aufgabe zu betrachten.